Kolumne Gemeindepräsident: Niederlage
Am 16. September musste der Gemeinderat an der Gemeindeversammlung, an der das Geschäft über den Projektierungskredit für den Neubau der Primarschulanlage Rietacker traktandiert war, eine herbe Niederlage einstecken. Von den 626 anwesenden Stimmberechtigten stimmten 70 Prozent für den Rückweisungsantrag der Rechnungsprüfungskommission.
Auch wenn diese Niederlage schmerzlich ist, muss sie als wesentlicher Teil des demokratischen Prozesses und der kollektiven Entscheidungsfindung akzeptiert werden. Wer in der Politik anpackt, muss mit dem Risiko der Niederlage rechnen. Sie ist in einer Gesellschaft, in der die Macht gleichmässig verteilt ist, unvermeidbar.
In meiner Neujahrsansprache habe ich über den Umgang mit Fehlern und die Fehlerkultur als Grundlage für stetiges Lernen gesprochen. Gleiches gilt für den Umgang mit Niederlagen. Sie sind wertvolle Lerngelegenheiten und fördern die Fähigkeit, sich von Rückschlägen zu erholen, gestärkt daraus hervorzugehen und neue Ideen zu entwickeln.
Mit dieser Rückweisung ist der Gemeinderat gefordert loszulassen, nach vorne zu blicken und nicht der verpassten Chance für Seuzach nachzutrauern. Und es geht weiter mit dem Schulhausneubau im Rietacker. Der Gemeinderat analysiert jetzt die Situation und wird demnächst über das weitere Vorgehen informieren.
Übrigens: Der deutsche Philosoph Jürgen Habermas sieht Niederlagen als mögliches Ergebnis einer fairen und inklusiven Debatte respektive eines Dialogs. Ich hoffe, Sie sehen das genauso. Jetzt wünsche ich Ihnen eine wunderschöne Herbstzeit und viel Vergnügen beim Lesen und Blättern in der Seuzi Zytig.
Ihr Gemeindepräsident
Manfred Leu